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Das Paradies auf Erden für uns Schweizer liegt wohl am
Issyk-Kul See im Nord-Osten von Kirgisien. Der 18000 km2 grosse Issyk-Kul See
liegt auf 1600 m in einem sehr fruchtbaren und breiten Tal, umgeben von
schneebedeckten Bergen. Die Einwohner hier sind fast ausschliesslich Bauern,
eine Industrie gibt es seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr.
Haupttransportmittel ist ein von Pferden oder Eseln gezogener Holzwagen. Das
durch den See bedingte milde Klima lässt hier Früchte und Obst im Überfluss
wachsen. Im August hängen die von Aprikosen prall gefüllten Äste von den Gärten
auf die Strassen hinunter, Äpfel und Birnen, so gross und süss wie nirgendwo,
sind an jeder Strassenecke erhältlich. Aprikosen wachsen auch wild und an jedem
Garten darf man sich soviele pflücken, wie man essen kann: es sind sowieso
zuviele. In den Dörfen und an den Hauptstrassen werden die süssesten Aprikosen
für gerade einmal 1 Som pro Kilo (ca. 2 Rappen) angeboten. Nebst Aprikosen gibt
es auch Trauben, Melonen, und getrockenete Fische aus dem See, alles zu
Spott-Preisen, die vom Überfluss der köstlichen Ware zeugen. Einige Händler
kaufen denn hier auch in grossen Mengen ein und transportieren die Früchte über
holprige Strassen in die 700 km nahe gelegene Hauptstadt Bischkek oder nach
Kasachstan. Am Sonntag morgen ist in Karakol, einem 90000 Einwohner zählenden
Bauerndorf, Tiermarkt. Aus der ganzen Region reisen die Bauern an, um ihre
Rinder, Schafe, Milchkühe, Esel, Pferde und Schweine anzubieten. Bereits um 5
Uhr morgens herrscht auf dem Platz ausserhalb der Stadt Betrieb: Holzwagen
stehen in Reih und Glied, die Tiere sind auf den Wagen gebunden oder müssen an
einer Kette angebunden mitmarschieren. Viele kommen von Orten, die 100 km weit
entfernt liegen, und viele sind wohl bereits am Abend aufgebrochen. Die
reicheren Bauern lassen ihre Tiere natürlich mit Lastwagen oder Traktor
transportieren, auch sieht man Autos gefüllt mit Schweinen und Rindern. Auf dem
Marktplatz wird rege verhandelt und gegen 9 Uhr morgens verlassen die meisten
den Markt wieder, erleichtert um ihre Tiere oder ihr Geld. Das Angebot ist
reichlich und die Preise sehr niedrig. Eine Milchkuh kostet 40 Franken, ein 2-wöchiges
Schwein 10-15 Franken, ein Pferd zwischen 300 und 400 Franken. Bei einem
durchschnittlichen Monatseinkommen von weniger als 100 Franken sind doch die
Pferde ein kleines Vermögen wert. Das Trinkwasser wird in den nahegelegenen
Bergen gefasst, die reichlich Wasser führenden Flüssen bewässern die
nahegelegenen Felder. Nahe Karakol sprudeln auch viele heisse Quellen, welche in
Sowjetzeiten auch als Heilquellen genutzt wurden. In Jeti-Ogyz und Altyn Arashan
wurden denn auch riesige Sanatorien gebaut, welche den Parteispitzen als
Ferienaufenthaltsort dienten. Entlang des Issyk-Kul Sees soll es über 300
solche Sanatorien gegeben haben. Heute sind nur noch ganz wenige geöffnet, die
Parteispitzen Russland ziehen es vor, anderswo zu residieren. So sind die übrig
gebliebenen Sanatorien nun selbst zu Sanierfällen geworden.
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