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Unterwegs nach Mashhad machen wir in Bestam, einer
Kleinstadt am Fusse des Elbrusgebirges, halt. Hier gibt es ein Heiligtum (eines
berühmten arabischen Wissenschafters) zu besichten. Viele Gläubige sitzen direkt
neben dem Grab und lesen im Koran. Das Interesse wird aber bald auf uns gelenkt,
da wahrscheinlich nur wenige Touristen diesen Ort besuchen. Auch die Polizei
zeigt plötzlich grossen Interesse an uns und führt schliesslich unseren
Begleiter zum Polizeiposten ab. Was wir wohl angestellt haben ? Ein
Polizeiraport wird erstellt mit den genauen Angaben unserer Personalien, der
Reiseroute, unserer Begleiter, etc. Damit ist aber alles erledigt, und wir können
aufatmen als unser Führer mit dem Polizeiauto wieder zum Heiligtum zurückgebracht
wird. Nun wecken wir natürlich noch mehr Aufmerksamkeit der Anwesenden. Beim
Ausgang des Grabmahls werden wir sogar von einem schüchternen Iraner angefragt,
mit ihm ein Foto zu machen. Wir knipsen mit der ganzen Familie um die Wette und
tauschen Kaugummis aus, bevor wir uns in den Wagen retten und weiter nach
Myandobab fahren. Dort besichten wir drei alte Kawansereien, welche hier entlang
der Seidenstrasse den Reisenenden als Hotel und Warenlagerplatz gedient haben.
Jeweils alle 40 km, entspricht einer Tagesreise mit Kamelen, wurden solche
Hotels aus Lehmziegeln erbaut. Wir ziehen es vor, im moderenen Backsteinhotel zu
wohnen und fahren nach Mashhad weiter. Mashhad ist die Pilgerstätte des Irans,
das Mekka für diejenigen Muslims, die es sich nicht leisten können, nach
Saudiarabien zu fahren. Über 5 Millionen Iranische Touristen besuchen im Sommer
die aufstrebende Stadt. Der heilige Bezirk von Mashhad ähnelt in der
Konstruktion und Grösse dem Petersdom im Vatikan. Wir dürfen als Nicht-Muslim
das Grabmahl des Imam Reza allerdings nicht betreten und müssen mit den reich
dekorierten Vorhöfen vorlieb nehmen. Im Besucherzentrum für Nichtmuslime können
wir allerdings auf Bildern und Videofilmen uns einen Eindruck von der Grösse
und Pracht machen. Nachts ist die ganze Anlage mit Girlanden in allen Farben
beleuchtet, die goldenen Türme glitzern und funkeln wie Las Vegas. Allerdings
wird hier nicht um Geld gespielt, sondern fromm gebetet. Frauen und Männer sind
strikt getrennt. Petra muss nebst ihrem Mantel und Kopftuch einen Chaddor (das
traditionellen iranischen Frauenkleid: ein 2m x 2m Tuch, mit welchem der Kopf,
die Haare und der Körper bedeckt wird) tragen. Bei über 40 C im Schatten eine Leistung!
Tatsache ist, dass die vielen Schichten Kleidung vor der unerbittlichen Sonneneinstrahlung schützen.
Am Abend treffen wir im Restaurant auf eine
Hochzeitsgesellschaft. Männer und Frauen feiern (wieder einmal) getrennt, das
Brautpaar sitzt bei den Frauen, im 2. Stock. Ca. 500 Personen sind es wohl, eine
mittlere Grösse für Iranische Verhältnisse. Die Tradition verlangt, dass der
Mann das Hochzeitsfest bezahlt, und seiner Frau Kleider und viel Goldschmuck
kauft. Die Frau muss dafür für die praktischen Dinge aufkommen: Kühlschrank,
Kochherd (die iranischen Wohnungen werden ohne diese Einrichtung gemietet), Bügeleisen,
Bett, etc. Eine gerechte Teilung. Die Musik spielt wohl laut und einige Leute
klatschen und tanzen, das Brautpaar bekommt Geschenke. Aber eine richtige
Feststimmung will nicht aufkommen. Ob es wohl am fehlenden Alkohol liegt?
Schliesslich nehmen wir unser letztes Stück zur Iranisch/Turkmenischen Grenze
in Angriff. Durch Schluchten und über Pässe fährt uns Hassan zum Iranischen
Grenzposten in Gaudan. Nebst einigen Händlern sind wir die einizigen Grenzgänger.
Unsere Pässe werden bei der Ausreise von allen anwesenden Zöllner, Militärs
und Polizisten begutachtet aber für gut befunden. Nach einigen Kilometern (per Bus) durch Niemandsland
erreichen wir auch den Turkmenischen Zoll, welcher von Russischen Grenzsoldaten
kontrolliert wird. Hier wird unser Gepäck auseinandergenommen und peinlich
genau überprüft. Üblicherweise soll hier jeder Tourist einige Dollar den
Grenzposten zuschieben, damit die Prozedur nicht mehrere Stunden in Anspruch
nimmt. Doch wir werden von einem Mitarbeiten der holländischen Botschaft in
Ashhabat in Schutz genommen. Dieser kann den Grenzposten klarmachen, das wir
seine Freunde seien und mit ihm reisen würden. So bleibt glücklicherweise der
Rucksack mit meinem High-Tech Computer unangetastet und wir können den
unwirtlichen Ort in Richtung der Hauptstadt Turkmenistans verlassen. An der
Grenze sehen wir mit eigenen Augen, wie Lastwagenfahrer und Händler den
Grenzsoldaten Geldbeträge zuschieben, um den Kontrollen zu entgehen und so den
Zoll auf ihre Waren selbst zu bestimmen. Keine sehr effektive Weise, den
Drogenhandel, der auch über diese Grenze läuft, zu unterbinden.
Insgesamt sind wir vom kulturellen Reichtum Irans, der Gastfreundlichkeit und
Offenheit der Leute beeindruckt. Das Essen (es gab auch in Mashhad zum letzten
Mal köstliche gegrilltes Hühnerfleisch am Spiess mit Safranreis) hat uns
ebenfalls hervorragend geschmeckt. Die tiefreligöse Lebenweise, das
traditionelle Handwerk, alte und neue Lebensformen, Tradition und Moderne sind
Pfeiler einer Nation, die ein Besuch mehr als lohnt. Hassan und Achmed sei Dank!
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