Reisebericht 6: Also sprach Zarathustra

Da uns Zarathustra auf Schritt und Tritt begegnet, wollen wir ein wenig mehr über den zoroastrischen Glauben berichten. Einen richtigen zoroastrischen Feuertempel finden wir in Yazd, wo das Feuer schon seit 1500 Jahren brennt. Die Zoroastrier, deren Prophet Zarathustra war, glauben an vier heilige Elemente: Feuer, Wasser, Erde und Luft und sehen im ewigen Feuer und Licht das Sinnbild des höchsten Gottes, der Ahura Mazda. In den Zeichen der Zoroastrier findet sich immer die Zahl 3, welche für gutes Reden, gutes Denken und gutes Handeln steht. Keine schlechte Religion also! Im Iran gibt es noch gut 20’000 Glaubensanhänger, sie sprechen eine eigene Sprache und bedienen sich einer alten Schrift. Eine besondere Art der Bestattung praktizierten die Zoroastrier bis 1970: die Toten wurden nach einer rituellen Handlung in einen Turm (Turm des Schweigens) gebracht, wo die Geier sich unter dem Auspiez eines Priesters sofort an der Leichen gütlich taten. Wurde zuerst das linke Auge ausgehackt, so fand die Seele den Weg in den Himmel, frass der Geier zuerst das rechte Auge, hiess die Endstation Hölle. Unwichtig zu sagen, dass es natürlich für Männer und Frauen getrennte Türme gab. Nach dem Glauben der Zoroastrier wurde so das heilige Element Erde nicht beschmutzt, dennoch der Körper wieder unter die Tier- und Pflanzenwelt gebracht. 1970 wurde diese Art der Bestattung aus hygienischen Gründen verboten, da sich Einwohner der Stadt über vom Himmel herabfallende Menschenteile beklagten. In Yazd sehen wir zwei solche Türme des Schweigens am Stadtrand. Allerdings gibt es keine Geier mehr, diese sind wohl mangels Nahrung nach 1970 hier ebenfalls ausgestorben.