Reisebericht 3: Im Namen Allahs: von Tabris nach Isfahan

Kandovan - ein altes noch bewohntes iranische Hoehlendorf

Iranisches Bergland, gelbliche vegatationsarme Huegellandschaft

Loewe von Hamaden, wohin Iranische Frauen pilgern, um sich einen Mann zu wuenschen

Typisches Essen im Iran im Scheidersitz auf Teppichen


Weitere Reiseberichte

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  • Wir fahren nach Tabriz, der nördöstlichen Grenzstadt zur Türkei. Machmat, unser Reiseführer, erzählt uns vom Reichtum der Leute dieser Stadt, welche in ihrer Geschäftstüchtigkeit sogar die Juden übertroffen hätten. Der Gang durch den Basar wird fast zum Spiessrutenlaufen: von überall werden wir mit grossen Augen angestarrt, obwohl mit Sonnenhut und Sonnenbrille, bzw. mit einem Kopftuch und langem Mantel bekleidet, fast nichts von unserem Anderssein ersichtlich ist. In Tabriz sind Touristen offensichtlich eher eine Seltenheit. Später werden wir beim Flanieren in der Fussgängerzone immer wieder von jungen Mädchen angesprochen, welche uns einladen wollen, vornehmlich natürlich Marco. Unser 15tägiges Reiseprogramm durch den Iran ist allerdings schon ausgeplant und für Privatbesuche keine Zeit vorhanden.

    In jedem Laden, Restaurant, Hotel hängen über der Theke die Bilder von Ayathollah Khomenei, von Khatami, jetziger Staatspräsident, und Khamenei, dem Ministerpräsidenten. Das Leben macht uns einen sehr geordneten Eindruck, die Strassen sind im Vergleich zur Türkei sauberer und die Menschen ausgesprochen freundlich. Angenehm überrascht sind wir vom Essen, welches allerdings im ganzen Land nur in wenigen Variationen darherkommt: Hühnchen oder Rindfleisch am Spiess, Safranreis, Gerstensuppe, Joghurt und Salat. Zu Trinken gibt es Fanta und Cola in allen persischen Variationen und Ayran, ein saures Joghurtgetränk, welches uns allerdings nicht sonderlich schmeckt.

    Wir besuchen in der Nähe von Tabris, in Kandovan, ein weiteres Höhlendorf, ähnlich der Siedlungen, wie wir sie schon in Kapadokien angetroffen hatten. Kandovan ist allerdings noch bewohnt, die Menschen betreiben Graslandwirtschaft, Ziegen und Schafzucht. Als Transportmittel fungiert der Esel. Natürlich begegnen uns beim Besuch wieder diese grosse Augen, vor allem der Kinder. Fotografieren ist zwar erlaubt, aber wir merken bald, dass es nicht angebracht ist, Fraün von Männern zu fotografieren zu lassen und so muss von nun an Petra diese Aufgabe übernehmen.

    Überhaupt herrscht im Schiitischen Iran eine strenge Trennung von Mann und Frau: bis zur Universität sind alle Schulen getrennt, ebenso getrennt sind Bädestrände am Kaspischen Meer, sogar bei der Hochzeit feiern Männer und Fraün getrennt. Auch unsere Doppelzimmer im Hotel bestehen von nun an aus zwei Einzelbetten, nicht sehr praktisch ! Das Leben der Frau ist allerdings ansonsten sehr modern: sie können alle Berufe ausüben, können sich überallhin frei bewegen, eingehüllt in den Schwarzen Chaddor natürlich, um dem Blick der fremden Männer zu entweichen. Auf den Märkten ist bieten hunderte von Geschäften Juwelen und Parfums an. Die Liebe eines Mannes zu einer Frau wird in Gramm Gold und dem Besitz von teuren Parfums aufgewogen. Keine billige Angelegenheit für einen Mann. Wie wir später erfahren, ist das Zusammenleben in der Familie streng geregelt und stark von religiösen Gedanken geprägt. Die Religion spielt im Iran eine wichtige Rolle. Die Schiiten sind allerdings weniger fanatische Moslems als die Sunniten. So ruft der Muhezin nur drei Mal (statt fünf Mal, wie in der Türkei) zum Gebet, und wir können auch neben der Moschee ruhig schlafen. Gott und seine Propheten sind uns überall präsent, sogar auf den Speisekarten der Restaurants, in the name of God.

    In Sanandaj, unserem ersten Halt nach Tabris, der Hauptstadt der Provinz Kurdistans, wollen wir am Abend einen Tanz der Derwische besuchen. Derwische sind eine Art Priester, welche sich durch ein äusserst hartes Leben besonders nahe zu Gott fühlen und ihre Tänze und religösen Handlungen nur im Privaten ausüben. Doch unser Derwisch tanzt nicht und auch 5 weitere Derwischmoscheen, welche wir am späten Abend aufsuchen, sind geschlossen. Gelohnt hat sich die Fahrt aber dennoch: wir sehen in die engsten Hintergassen und Höfe der Lehmhäuser der Stadt, welche sich am Stadthügel hinziehen, das Leben der kurdischen Iraner.

    Über Hamadan, welche auf den Überresten einer alten Königsresidenz erbaut wurde, fahren wir nach Isfahan, der Stadt der Teppiche und paradisischen Palästen. Natürlich nicht ohne noch einmal unterwegs Hühnchen am Spiess mit Safranreis und Gerstensuppe zu essen. Unterwegs treffen wir auch noch Lorische Nomaden, welche ihre pechschwarzen Zelte in der Nähe unserer Strasse aufgeschlagen haben. Sie verbringen hier in der kühlen (es ist ca. 30 C) Hochebene den Sommer, um sich im Winter einige hundert Kilometer südlich, wo es im Sommer unerträglich heiss ist, nierderzulassen. Sie leben von Ziegen und Schafzucht und sind meist nicht mehr zu Fuss unterwegs, sondern lassen ihre Habe inkl. Ziegen und Schafen mit Lastwagen verfrachten. Die Lori Nomaden produzieren auch Wolle für die Teppichverarbeitung, welche bei den Lori belange Tradition hat.

    Weiterführende Links zum Iran:

    Hoehlensiedlungen in Kandovan

    Der Esel ist in Kandovan Haupttransportmittel

    Petra verhuellt in einer luxurioese Hotelhalle in Sanandaj

    Eine iranische Maedchenklasse beim Ausflug zu einem Wasserfall bei Hamadan

    Zelte und Tiere der Lori-Nomaden etwas Abseits der Hauptstrasse von Hamadan nach Isfahan

    Last update: 25.9.2000, © Marco Ziegler